Frauen zahlen weniger fürs BVG-Ticket

In Berlin zahlt es sich am 18. März 2019 aus, eine Frau zu sein. Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG, die bisher schon mit „Weil wir dich lieben“ witzig auffielen und im letzten Jahr das erste Jahresticket auf die adidas-Turnschuh-Lasche brachten, haben sich nun einen Beitrag zum Equal Pay Day überlegt. Am 18. März zahlen Frauen in Berlin für ein Tagesticket im Raum AB (Berlin) nur 5,50 Euro statt 7,00 Euro. Das entspricht 21 Prozent und der Gender Pay Gap (Geschlechter-Einkommens-Lücke).

Frauen verdienen 21 Prozent weniger

Die Gender Pay Gap gibt an, wie viel Prozent Frauen durchschnittlich weniger verdienen als Männer. In Deutschland sind das 21 Prozent. Unberücksichtigt bleibt dabei, dass ein Großteil des Unterschiedes auf die Berufswahl und Qualifikation und den Grad der Beschäftigung (Vollzeit oder Teilzeit) zurückzuführen sind, die sich zwischen den Geschlechtern ebenfalls unterscheidet. Um diese Faktoren bereinigt beträgt die bereinigte, tatsächliche Gender Pay Gap je nach Quelle zwischen 2 und 7 Prozent. Dies bezeichnet den Unterschied, den Frauen und Männer bei gleicher Qualifikation in vergleichbaren Jobs verdienen.

Auch wenn selbst die bereinigte Lücke nicht in ihrer Gesamtheit auf Diskriminierung zurückzuführen ist, ist ein Bestreben unserer Gesellschaft, Ungleichbehandlungen auszuräumen. In diesem Zusammenhang ist ein sachlicher Diskurs geboten, zu dem die Einrichtung des Equal Pay Days einen Anstoß geben soll. Der „Tag für die gleiche Bezahlung“ wurde bereits 1966 in den USA ins Leben gerufen und findet seit 2008 auch in Deutschland statt. Seit 2009 findet der Equal Pay Day an dem Datum statt, bis zu dem Frauen „umsonst arbeiten, während Männer schon ab dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden“.  Für 2019 ist das der 18. März (21% *365 Tage = 76,65 Tage = 18. März). Das Berufs- und Frauennetzwerk BPW, die Initiatorin des Tags, geht dabei vom unbereinigten Gender Pay Gap aus. Im internationalen Vergleich liegt der Unterschied in Deutschland dabei besonders hoch. Bereinigt läge der Tag zwischen dem 8. und dem 26. Januar.

Das Frauenticket der BVG

Die Berliner Verkehrsbetriebe nutzen den Equal Pay Day 2019 für eine einmalige Aktion: Mit ihrem weltweit ersten Frauenticket, das 21 Prozent weniger kostet als der Regeltarif machen sie auf die Gender Pay Gap Diskussion auferksam. Das Ticket gilt gleichermaßen für alle Fahrgäste, die sich in ihrer Geschlechtsidentität als Frauen identifizieren. Männer, die mit dem Frauenticket erwischt werden, gelten als Schwarzfahrer und werden als solche behandelt. „Deutschland ist mit der Gleichstellung später dran als so mancher Schienenersatzverkehr“ heißt es auf der Aktionsseite dazu. Dagegen möchten die Verkehrsbetriebe ein Zeichen setzen.

Das Frauenticket gibt es:
– als Tageskarte für den Tarifbereich Berlin AB
– an allen Fahrscheinautomaten im U-Bahn-Bereich der BVG
– von 0 Uhr am 18. März 2019 bis 3 Uhr am 19. März 2019
– nur für Frauen

Engagement für Gleichberechtigung

BVG Kampagnenmotiv

Das Unternehmen setzt sich seit Jahren intern für eine Gleichbehandlung am Arbeitsplatz ein. Ein „Frauenförderplan“ soll dabei helfen, die Karriere bei den Verkehrsbetrieben für Frauen attraktiver zu machen und den Anteil der weiblichen Belegschaft von derzeit 20 auf 27 Prozent bis 2022 anzuheben und mehr Frauen den Zugang zu Führungspositionen zu ermöglichen. In der Begründung des Frauentickets heißt es unter anderem:

Wir machen die Gesellschaft auf ein Problem aufmerksam. Deshalb führen wir das Frauenticket auch nur für einen Tag und nicht dauerhaft ein. Es ist nicht unsere Absicht, dass sich Männer durch die Aktion diskriminiert fühlen. Sollte das vorkommen, entschuldigen wir uns dafür. Auf der anderen Seite: Wer entschuldigt sich bei den Frauen, die durchschnittlich 21% weniger verdienen?