Coronavirus: Ist dein Business pandemiesicher?

Das Coronavirus hat Europa erreicht. Seine Gefährlichkeit errechnet sich nicht zwingend nur aus der persönlichen Gesundheitsgefährdung, sondern aus der Gefährdung für die Gesamtbevölkerung. Daraus ergeben sich Notwendigkeiten für das eigene Handeln jedes Einzelnen, die sich auch wirtschaftlich auswirken. Zeit, sich die Frage zu stellen: „Was bedeutet das für mich und mein Business?“

Kaum ein Epidemiologe geht derzeit (Mitte Febraur) noch davon aus, dass eine Eindämmung von SARS-CoV-2 noch möglich ist. Es ist ein Virus, über das wir zwar jeden Tag lernen, aber insgesamt noch wenig wissen und dem wir wenig entgegenzusetzen haben. Das Virus, welches die Lungenkrankheit Covid-19 auslöst, ist mindestens für einige Risikogruppen hochgefährlich, kann aber auch gesunde und junge Menschen das Leben kosten. Über die Belastbarkeit der Zahlen und somit die tatsächliche Gefahrenlage wird derzeit noch viel diskutiert. Im günstigsten Fall ist es für Gesunde nicht viel gefährlicher als die (aufgrund ihrer symptomatischen Ähnlichkeit zum grippalen Infekt ebenfalls gerne verharmloste) Influenza – aber nur solange es uns allen gelingt, eine Massenausbreitung zu verhindern.

Ernstzunehmen ist das Coronavirus in jedem Fall. Nicht umsonst ist die WHO alarmiert und werden ganze Landstriche und Millionenstädte unter Quarantäne gestellt. Rein mathematisch hat das Virus nach aktuellem Kenntnisstand ein hohes Potenzial, weltweit viele Millionen an Opfern zu fordern. Wenn wir in einem Jahr über die Coronaangst 2020 lachen können und die Maßnahmen für übertrieben halten, wird das nicht daran liegen, dass sie übertrieben waren. Dann wird das daran liegen, dass diese Maßnahmen gewirkt und wir alle sehr viel richtig gemacht haben. Panik ist absolut unbegründet, aber persönliche Vorsorge ist wichtig. Und die erstreckt sich nicht nur auf die eigene Gesundheit und die Gesundheit anderer sondern auch auf das eigene Business, denn für die Wirtschaft geht es in den nächsten Tagen und Wochen rund. Derzeit haben wir gemessen an unserer Bevölkerungsgröße noch wenig bekannte Infektionsfälle in zusammenhängenden Clustern im Land. Aber das kann sich jederzeit ändern.

Die Verunsicherung in der Bevölkerung ist groß. Die staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sind vieler Orts drastisch und so auch die Auswirkungen auf die Wirtschaft. In China stehen Fabriken teilweise still. Vielerorts kam es zu Hamsterkäufen aus Angst vor Lebensmittelknappheit. In Deutschland sind Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel ausverkauft. Immer neue Todesfälle werden weltweit gemeldet und führen zu einer Virusangst, die sich in einigen Ländern durch Demonstrationen bis hin zu regelrechten Tumulten wie in der Ukraine mit Steinwürfen auf China-Rückkehrer ausdrückt. Die Verunsicherung der Verbraucher bekommen derzeit jedoch vor allem Unternehmen der Reise-, Event- und Gastronomie-Branche zu spüren. Aber auch viele Gewerbe, die mit diesen Branchen zusammenhängen oder ebenfalls auf Publikumsverkehr oder direkten Kundenkontakt angewiesen sind, werden stark unter der Epidemie leiden.

Wie man am Beispiel Webasto sieht, muss allerdings auch jedes andere Unternehmen mit einer Beeinträchtigung seines Betriebsablaufs selbst durch vergleichsweise sehr milde Infektionsverläufe rechnen. Bei dem Autoteilezulieferer aus Bayern waren die ersten innerdeutschen Corona-Fälle aufgetreten und der Betrieb hatte daraufhin Anfang Februar zwei Wochen geschlossen. Selbst falls uns die Quarantäne unserer Millionenstädte erspart bleibt, sollten Unternehmen jetzt auf den Worstcase vorbereitet sein und Notfallpläne erarbeiten. Dabei geht es nicht darum, sich von Angst das Handeln diktieren zu lassen oder Panikmache zu betreiben, sondern ruhig und besonnen Entscheidungen zu treffen, kluges Risikomanagement zu betreiben und auf Eventualitäten in der Marktentwicklung vorbereitet zu sein.

Im Folgenden gehe ich auf diese Fragestellungen ein:

Wie gefährlich ist SARS-CoV-2 / Covid-19?

Dieser Abschnitt steht unter Vorbehalt. Ich bin kein Mediziner und auch die können vieles noch nicht beantworten. Ich verfolge lediglich seit einigen Wochen die Nachrichtenlage sehr intensiv und aktualisiere diesen Beitrag ständig. Viele Erkenntnisse ändern sich tagesaktuell. Informiert euch im Zweifel bitte selbst. Für aktuelle Informationen zu Verbreitung und Schutzmaßnahmen bitte offizielle Stellen wie das Robert Koch-Institut (RKI), die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) oder die aktuelle Nachrichtenlage zu Rate ziehen.

Die Datenlage ist teilweise noch nicht aussagekräftig und vorliegende Zahlen werden meinem Empfinden nach in der Öffentlichkeit in beide Richtungen teilweise fehlinterpretiert. Falsche Vergleiche mit vermeintlich harmlosen Krankheiten oder dem Risiko im Straßenverkehr werden gezogen. Auch das persönliche Sicherheitsempfinden vieler, welches aus einer statistischen Gering- oder Nichtbetroffenheit resultiert, führt zu einer Fehleinschätzung der Gefährlichkeit des Virus. Dabei ist eines wichtig: Es sollte weder verharmlost noch dramatisiert werden. Es ist ernstzunehmen. Genau das tun die WHO, das RKI und die Bundesregierung auf Basis tagesaktueller Risikoeinschätzungen. Aus meiner Sicht werden in öffentlichen Diskussionen verschiedene Punkte derzeit bagatellisiert oder unter falschen/unvollständigen Annahmen dargestellt:

In Ansteckungs- und Sterblichkeitsraten wird Corona gerne mit der Grippe verglichen. Das rührt womöglich aus der Verwandheit der beiden Viren, welche aber noch nichts über die Gefährlichkeit aussagt. Ein Grippekranker steckt im Schnitt zwischen einer und zwei Personen an (hierzu gibt es unterschiedliche Statistiken), die dann wieder die gleiche Anzahl anstecken. So verbreitet sich das Virus, wird aber immer dann gehemmt, wenn es auf durch Schutzimpfung immunisierte Wirte trifft. Es gibt gegen Corona anders als bei der Grippe keinen medikamentösen Schutz und keine Immunisierung der Bevölkerung durch Impfung, welche eine Ausbreitung eindämmen könnte (Stichwort: Herdenimmunität). Es wird in diesem Jahr auch keine geben. Selbst wenn die Ansteckungsrate mit der der Grippe vergleichbar wäre, würde sich das Virus ungehindert ausbreiten. Die Virulenz wird dadurch erhöht, dass die Inkubationszeit bis zu 14 Tage betragen kann, in der das Virus unbemerkt bleibt, aber bereits ansteckend ist. Die Vermehrung des Virus in den oberen Atemwegen (dem Rachen) verkürzt die Infektionswege gegenüber anderen Lungenkrankheiten, die von Lunge zu Lunge wandern müssen. Anders als bei der Grippe ist bisher noch keine Immunisierung nach überstandener Krankheit erkennbar. In mindestens einem Fall hat sich eine Frau bereits zum zweiten Mal mit dem Virus infiziert. Die Wahrscheinlichkeit, am Coronavirus zu sterben ist somit schon deshalb höher als bei der Grippe, weil die Wahrscheinlichkeit sich im Fall einer Epidemie unbemerkt damit anzustecken viel höher ist. Auch gibt das Robert Koch Institut eine Mortalität der Grippe an, die im Schnitt bei 1 bis 1,1 Prozent und damit deutlich geringer als die des Coronavirus liegt. Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité bezifferte die Sterblichkeitsrate der Grippe gegenüber Focus Online sogar auf nur 0,1 Prozent. Corona ist also womöglich deutlich ansteckender, gefährlicher und derzeit vor allem auch unberechenbarer als die Grippe.

Die Sterblichkeitsrate des Coronavirus wird aktuell je nach Nachrichtenquelle oft mit 2 bis 4 Prozent (meist 2,5 – in stark betroffenen Gebieten wie Wuhan auch mit 5 Prozent) beziffert. Geschlecht, Alter, Vorerkrankungen und die Auslastung der medizinische Versorgung lassen die individuelle Sterblichkeit für einige Risikogruppen auf bis zu 15 Prozent ansteigen. Signifikant steigt das Risiko ab 50 Jahren und für Männer. Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren kommen unter den Todesfällen quasi nicht vor. Das Argument, welches man in öffentlichen Diskussionen hört, es stürben überwiegend Ältere und Kranke und das Virus sei daher weniger gefährlich, halte ich für höchst ignorant und gefährlich. Das daraus resultierende individuelle Sicherheitsgefühl „Ich werde so oder so überleben“ führt zu einer falschen Risikoeinschätzung und zu einem fahrlässigen Umgang mit Schutzmaßnahmen vor und während der Erkrankung. Das begünstigt die weitere Ausbreitung des Virus.

Abgesehen davon: Leben wir wirklich in einer Gesellschaft, die ihre Alten und Kranken als entbehrlich ansieht? Wer mag, kann das mit mir auf Twitter diskutieren. Die statistische Verteilung der Todesfälle auf Altersgruppen ändert nichts an ihrer Anzahl. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und anderen Risikofaktoren nehmen normal am Arbeitsleben teil. Auch alte Menschen haben ein reges Sozialleben. Niemand, der Eltern oder Großeltern im Hochrisikoalter hat, möchte deren Ansteckung mit einer potenziell tödlichen Krankheit riskieren. Auch wer in einem Unternehmen mit 100 Mitarbeitern arbeitet, würde es im Infektionsfall der gesamten Belegschaft wohl kaum als hinnehmbares Risiko ansehen, wenn im Epidemiefall zwei bis drei Kollegen plötzlich sterben (sofern man Repräsentativität des Unternehmens für die Bevölkerung unterstellen mag). Genau deshalb muss das Virus ausgebremst werden! Genau deshalb hat jeder eine Verantwortung für sich selbst und Dritte.

Aktuell ist Grippe-Saison. Aufgrund der ähnlichen Symptomatik schürt das zusätzliche Corona-Ängste.Bisher ist noch nicht bekannt, was passieren wird, wenn Corona- und Grippewelle aufeinander treffen. Es werden sich jedoch zwei Effekte zeigen: Doppelinfektionen verschlimmern den Krankheitsverlauf und erhöhen damit das Sterberisiko. Und die individuelle medizinische Versorgung wird schlechter, weil das Gesundheitssystem doppelt belastet ist. Die gute Nachricht ist: Wer sich vor Corona schützt, schützt sich gleichzeitig auch vor der Grippe und anders herum.

Der Krankheitsverlauf des Coronavirus zeigt sich wie folgt: Das Coronavirus SARS-CoV-2 löst die Lungenkrankheit Covid-19 aus.Symptome einer Erkrankung sind die typischen Grippesymptome wie Fieber, Husten, Halsschmerzen, Schnupfen, aber auch Kurzatmigkeit und Atemnot bis hin zur Lungenentzündung. Der Tod tritt durch Lungenversagen, Sepsis oder Multiorganversagen in Folge einer Überreaktion des Immunsystems ein. Etwa 20 bis 25 Prozent aller statistisch erfassten Erkrankungen verlaufen schwer, wobei rund acht Prozent der Erkrankten künstlich beatmet werden müssen. Zugleich dauert die Genesung zwischen zwei Wochen bei mildem Verlauf und zwei bis sechs Wochen bei schwerem Verlauf. Bisher sind mehr Menschen immer noch erkrankt als bereits wieder genesen, wodurch auch die Sterblichkeitsrate im schlimmsten Fall theoretisch noch einmal ansteigen kann (wofür es aber derzeit keine Indikation gibt).

Der exponentielle Anstieg der Coronafälle in China und anderen Ländern der Welt ist auch darauf zurückzuführen, dass die Inkubationszeit des Coronavirus bis zu 14 Tage betragen kann, in denen man vermutlich auch symptomfrei die Krankheit übertragen kann. Auch kurzer Kontakt reicht aus. Übertragungswege sind Händeschütteln, Anhusten, Anniesen, Übertragung über die Atemluft, Schmierinfektionen über Gegenstände die der Erkrankte berührt hat, auf denen das Virus bis zu 9 Tage lang infektiös bleiben kann. Haustiere können sich nach neuesten Erkenntnissen infizieren. Rückübertragungen zum Menschen sind nicht dokumentiert, aber auch noch nicht auszuschließen. Ansteckungsgefahr droht vor allem in engen schlecht gelüfteten Räume, in direktem Kontakt mit einem Infizierten, überall dort, wo viele Menschen zusammen kommen und über Schmierinfektion im öffentlichen Raum (Bus, Bahn, Öffentliche Gebäude). Viele Infizierte wissen nichts von ihrer Infektion, solange die Krankheit nicht ausgebrochen ist.  Infektionsketten sind somit quasi nicht mehr nachvollziehbar. Das macht die Krankheit mit jedem weiteren Tag immer schwerer eindämmbar.

In einer Frühphase vor wenigen Wochen, in der das Virus noch nicht weltweit Fuß gefasst hatte, war von einer Hochrechnungen zu lesen, in der Professor Gabriel Leung, seines Zeichens Epidemiologe an der Universität Hong Kong, mit seinem Team eine mögliche Ansteckung von 60 Prozent der Weltbevölkerung vorhersagte. Mittlerweile gibt es auch Virologen, die von 70 bis 80 Prozent Ansteckungsrisiko ausgehen. In Industrienationen wie Deutschland und seinen europäischen Nachbarländern dürften diese Quoten aufgrund der engen Vernetzung deutlich höher liegen, wohingegen strukturschwache Räume zwar schlechtere medizinische Versorgung, aber eben auch geringere Verbreitungsrisiken haben. Berlin hat beispielsweise ungefähr die gleiche Bevölkerungsdichte wie Metropole Wuhan in China, wo das Virus seinen Anfang nahm, und etwa die dreifache der Metropolregion. Gesundheitssysteme und Wirtschaft wären schwer belastet.

Legt man tatsächlich eine Größenordnung von 4,6 Mrd. Erkrankten (60% der Weltbevölkerung) zugrunde, wird klar, warum Virologen das Coronavirus sehr ernst nehmen. Die Sterblichkeit, die selbst bei einem Prozent schon verheerend hoch wäre, würde aufgrund der fehlenden medizinischen Versorgung weiter ansteigen. Basierend auf den Leungs Annahmen und dem derzeitigen Kenntnisstand zur Schwere des Krankheitsverlaufs müssten weltweit fast 370 Millionen Menschen (8 Prozent) für eine gewisse Dauer künstlich beatmet werden, was schier unmöglich ist. Bei 70 bis 80 Prozent wären es entsprechend mehr. Es spricht aktuell nichts dafür, dass dieses Szenario jemals wirklich so eintritt, aber es verdeutlicht, warum das Virus nicht leichtfertig hingenommen sondern durch jeden Einzelnen ausgebremst werden sollte. Wie die Grippe könnte das Coronavirus mutieren und Jahr für Jahr wieder kommen. Oder einfach hier bleiben. Wir wissen aktuell noch nicht, ob es sich im Frühjahr wirklich bessern wird.

Vor diesem Hintergrund ist richtig und notwendig, dass die Weltgemeinschaft Maßnahmen ergreift, die Ausbreitung abzumildern und zu verlangsamen. Das Frühjahr könnte eine Entspannung bringen, eine spontane Mutation könnte das Virus ungefährlicher machen, eine Parallelbelastung der Gesundheitssysteme durch Corona und Grippe würde verhindert und die Verbreitung wäre bis zur Fertigstellung des Impfstoffes weniger weit fortgeschritten. Kurzum: Es würden weniger Menschen sterben.

Es gibt erfreulicherweise auch gute Gründe, günstigere Szenarien anzunehmen. Da ist zum einen die Datenbasis. Zum einen ist vermutlich eine Dunkelziffer womöglich symptomfrei Erkrankter nicht erfasst. Zum anderen haben die chinesischen Behörden mehrfach die Zählweise angepasst. Die Daten sind also womöglich nur gering belastbar. Hinsichtlich der Letalität ist das hoffnungserweckend, hinsichtlich der Viralität aber besorgniserregend. Es gibt Verzerrungseffekte, da die Datenbasis noch sehr gering ist. Zu Beginn des Ausbruchs in Wuhan war noch nichts über Behandlungsmetoden bekannt und mehr Erkrankte sind an der Virusinfektion gestorben. Weiterhin zeigt ein Blick in die Altersstruktur der Erkrankten auch, dass diese nicht die Altersstruktur der Bevölkerung repräsentieren sondern überwiegend die Generation 50plus mit ihren anteilig tendenziell schweren Verläufen erfasst ist. Durchschnittwerte werden aber derzeit bezogen auf diese Krankheitsfälle angegeben und müssten sich dadurch in Hochrechnungen für die Gesamtbevölkerung meinem Verständnis nach eigentlich relativieren. Die tatsächliche Sterblichkeit könnte demnach bei „nur“ einem Prozent liegen, so RKI-Chef Lothar Wieler gegenüber dem Spiegel. Das wäre immer noch schlimm genug, das Virus ernst zu nehmen.

Die Entwicklung von Impf- und Heilmitteln läuft weltweit auf Hochtouren. Es müssen zwar Vorschriften hinsichtlich Zulassungsprozessen eingehalten werden, die den Prozess verlängern, aber mit steigender Notlage werden sicherlich Wege gefunden, mit akzeptablem Risiko Prozesse zu verkürzen. Zum aktuellen Stand bei Medikamenten- und Impfstoffentwicklung schreibe ich in meinem anderen Blog „Forward Thinking“. Es gibt keinen Anlass zum Jubel, aber erste Erfolgsmeldungen auch was die Behandlung angeht.

Schlussendlich ist da auch noch das deutsche Gesundheitssystem als eines der besten der Welt, welches derzeit noch eine bestmögliche Versorgung gewährleistet. Außerdem gibt es Pandemie-Pläne des Robert Koch Instituts und der Bundesregierung und Maßnahmen, die bereits in Kraft getreten sind. Diese sind tauglich, die Ausbreitung weiter zu verlangsamen. Einen Beitrag müssen wir aber alle leisten. Wenn wir die Ängste für unnötig, die Maßnahmen für „übervorsichtig“ und die Gefahr einer Ansteckung weiterhin abstrakt halten wollen, müssen wir dafür sorgen, dass das so bleibt und die Infektionsfälle keine kritische Masse für unser Gesundheitssystem erreichen. Das klingt vielleicht komisch und überzogen, wenn man selbst für sich keine unmittelbare Gefahr empfindet. Es ist aber am Ende reine Mathematik. Es gibt kein(!) Szenario in dem das Virus die gesamte Menschheit auslöscht, aber es gibt genügend denkbare Szenarien, in denen es Gesellschaft, Staat und Wirtschaft mit voller Härte treffen kann.

Wir dürfen uns nicht von der Zahlenpsychologie täuschen lassen. Die hohe Zahl sind nicht die 80 Prozent, die einen milden Verlauf zu erwarten haben. Die tatsächlich hohe Zahl sind die 20 Prozent, denen ein schwerer Verlauf blüht.

Nun ist aber bei weitem keine Panik angebracht! Noch haben wir wenig Fälle, aber das bleibt nur so, wenn wir mit anpacken. Wenn jeder mitmacht, können wir verhindern, dass das Virus außer Kontrolle gerät. Dafür gilt es einfach nur, Risiken gut einzuschätzen, den persönlichen Egoismus zurückzufahren und keine Fahrlässigkeit an den Tag zu legen. Dafür sollte man im Privatleben und im Beruf Vorkehrungen treffen. Lieber mal aufs Konzert oder die Reise verzichten, Vorräte nicht für den Weltuntergang horten, aber kurzfristige Lieferengpässe überbrücken können, dem medizinischen Fachpersonal nicht Atemmasken und Desinfektionsmittel wegkaufen und vor allem höchstes Augenmerk auf Ansteckungsgefahren und Hygiene legen, mit dem Chef über Homeoffice sprechen.

Was bedeutet es aber, wenn Mitarbeiter plötzlich im Betrieb fehlen, wenn Kunden wegbleiben oder Lieferketten zum Erliegen kommen? Was in China und Italien längst zum Einsatz kommt, könnte im Schlimmsten Fall auch uns treffen: Die Einschränkung der überregionalen Freizügigkeit. Auch für Deutschland gibt es Pandemiepläne, die eine stärkere Regulierung des Verkehrs vorsehen. Von den Schubladen im Keller dürften sie mittlerweile mindestens auf die Schreibtische der Entscheider vorgerückt sein. Nicht umsonst reagieren die Börsen weltweit mit Sinkflügen auf die veränderte Gefährdungslage.

In Hamsterkäufen und leergefegten Straßen zeigt sich die Auswirkung der Virusangst in der Bevölkerung. Die kann im Einzelfall begründet oder unbegründet sein. Sie ist definitiv da und ein Faktor, der einkalkuliert werden muss. Für Mittelstand, Klein- und Kleinstunternehmer, aber auch für Konzerne betroffener Branchen kann das Virus zur wirtschaftlichen Existenzbedrohung werden. Welche Maßnahmen sollte ich als Arbeitgeber zum Schutz meiner Mitarbeiter und des Geschäftsbetriebes unternehmen?

Welche Branchen sind besonders betroffen?

Es ist zu erwarten, dass der Konsum von allem zurückgeht, was nicht den täglichen Bedarf deckt. Spüren werden den Nachfragerückgang aber vor allem Branchen, in denen Menschen in großem Maße und anonym Kontakt mit anderen Menschen haben. Dazu zählen allen voran Reise, Event, Messe und Gastronomie, Handel mit unverpackten Lebensmitteln, Personentransport, stationärer Handel und stationäre Dienstleister wie Friseure, Nagelstudios, Physiotherapeuten sowie Car- oder Ride-Sharing-Geschäftsmodelle. Betroffen sind auch Unternehmen, die Abhängigkeiten von diesen Wirtschaftszweigen sowie dem Produktions- und Absatzmarkt oder dem Handel mit betroffenen Regionen haben. Auch, wer von Währungen und deren Wechselkursen abhängig ist, muss mit Schwankungen rechnen. Diesen Branchen ist unbedingt ein vorausschauendes Wirtschaften und ein etwaiges Umstellen der Prozesse anzuraten.

Sollten die aktuellen Zahlen zur Epidemiologie des Virus stimmen, könnten sich schlimmstenfalls auch Konsequenzen für Unternehmen mit der Zielgruppe Best Ager und Silver Surfer ergeben. Man muss nicht gleich davon ausgehen, dass 15 Prozent tatsächlich wegsterben. Es reicht eine unverhältnismäßig hohe Verunsicherung was die Teilnahme am Gemeinschaftsleben angeht. Auch müssen sich Unternehmen mit großer Belegschaft, Großraumbüros, Callcenter, Co-Working-Spaces, Fabrik- und Lagerhallen auf Beeinträchtigungen einstellen.

Die Vorsorge vor dem Coronavirus dürfte auf der anderen Seite zu einer erhöhten Nachfrage nach Pharma- und Medizinprodukten, haltbaren Lebensmitteln, Desinfektionsmitteln, Gütern des täglichen Bedarfs / FMCG, Telekommunikation, Versandhandel, digitalen Produkten und Informationsdienstleistungen führen. Hier gilt es ebenfalls vorausschauend zu planen, um einen gesteigerten Bedarf ohne Produktions- oder Lieferengpass decken zu können.

Wie schütze ich Mitarbeiter und Betrieb?

Das wichtigste Gut jeden Unternehmens sind seine Mitarbeiter. Kein Arbeitgeber möchte, dass seine Mitarbeiter krank werden oder gar an Lungenentzündung sterben. Wie auch bei der Grippewelle ist es besonders wichtig, auf die Hygiene und das Miteinander im Unternehmen zu achten. Auch wenn Großraumbüros, Fabrik- und Lagerhallen, Callcenter, Servicekräfte der im letzten Abschnitt genannten Branchen besonders hinsichtlich einer Ansteckung gefährdet sind, gilt Vorsicht auch bereits im Kleinsten.

Grundsätzlich gilt für die persönliche Hygiene immer:

  • Häufiges Händewaschen (besonders nach Kontakt mit anderen Menschen, Türklinken oder Geld)
  • Möglichst nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht fassen
  • Besondere Reinlichkeit und reduzierte Nutzung von Gemeinschaftsräumen wie Küche oder Waschräume
  • Reinigung des eigenen Arbeitsplatzes

Zu Atemschutzmasken ist oft zu lesen, dass diese nicht helfen, weil sie nach 20 Minuten bereits durchnässt sind und eine Wirksamkeit medizinisch bisher nicht belegt ist. Daraus schlussfolgern andere, dass sie für 20 Minuten Bahnfahrt in einer nicht überfüllten Bahn womöglich einen geringen Schutz bieten können und wenn der nur darin besteht, sich nicht unbewusst ins Gesicht zu fassen. Man sollte jedoch auch bedenken, dass es bereits zu Lieferengpässen bei Atemmasken kommt und diese für den medizinischen Einsatz von Pflegepersonal und Ärzten benötigt werden, wo sie im Zweifel besser eingesetzt werden.

Sinnvolle Maßnahmen für den Betrieb:  

  • Aufklärung und Sensibilisierung der Mitarbeiter für Hygiene-Maßnahmen und Krankheits-Symptome
  • Sinnvoll können Hände-Desinfektionsstationen an Eingang, Küche und Bad sein, sowie das Verteilen von Händedesinfektionsmitteln an die Mitarbeiter zur Anwendung am Arbeitsplatz.
  • Es lohnt sich auch, den Reinigungsfirmen genauer über die Schulter zu schauen, damit etwaige Keime nicht mit einem einzigen Wischlappen im ganzen Raum verteilt werden.
  • Auch die Reinigung der Mitarbeiter- und Kundentoiletten ist gründlich durchzuführen. Das Coronavirus wurde auch bereits im Kot von Patienten nachgewiesen. Seifenspender, die sich mit dem Arm bedienen lassen können hilfreich sein. Handtücher im Waschraum sind Keimschleudern, Papierhandtücher aber durch die Reibung besser als Hand-Föne
  • Kaffeemaschine und Wasserkocher, Fahrstuhlknöpfe, Türklinken und Klingeln, Eingabegeräte wie Kasse, Tastatur und Maus, sowie Telefone und Kopiergeräte sollten regelmäßig desinfiziert werden.
  • Eventuell bereitgestelltes Obst sollte vor dem Verzehr gewaschen werden.
  • Die Büroräume sollten regelmäßig durchgelüftet werden.
  • Mitarbeiter mit Krankheitssymptomen sollten nach Hause geschickt werden (immer und nicht nur bei Verdacht auf Corona).

Sinnvolle Maßnahmen für die Zusammenarbeit:

  • Bei Gesprächen im Büro sollte größtmöglicher Abstand gehalten werden.
  • Unnötige Geschäftsreisen, Meetings und Gemeinschaftsveranstaltungen, sowie Kundentermine sollten reduziert werden.
  • Soweit möglich sollte Mitarbeitern die Arbeit im Homeoffice angeboten werden. Das reduziert Kontaktpunkte nicht nur im Büro sondern auch auf dem Weg dorthin.
  • Digitale oder fernmündliche Kommunikation kann in einigen Fällen ggf. den direkten Kontakt ersetzen. Rückfragen via Skype statt persönlich, Kundenpräsentation via Telefonkonferenz statt im Büro.

Vorbereitung für den Ernstfall:

  • Aktualisierung der Kontaktdaten aller Mitarbeiter für Krisenkommunikation. Aktuell ist jeder Coronavirusfall nicht nur meldepflichtig sondern zieht auch Quarantäne des Erkrankten und seiner Kontaktpersonen nach sich.
  • Klare Entscheidungshierarchien und Benennung eines Krisenverantwortlichen sowie eines Stellvertreters, der die Kommunikation übernimmt (Vorrübergehende Werksschließung oder Quarantäneinformation bei erkranktem Kollegen)
  • Überprüfung der Vertretungsregelungen für den Fall, dass einer oder mehrere Mitarbeiter krankheitsbedingt ausfallen.
  • Erstellung eines Notfallplans zur Aufrechterhaltung des Betriebs mit minimalem Personal- und Ressourcenaufwand.
  • Erstellung eines Kommunikationsplans für Partnerunternehmen, Lieferanten, etc., der über getroffene Maßnahmen, geänderte Prozesse und deren voraussichtliche Dauer informiert.

Empfohlen wird bei Verdacht auf Corona nicht direkt den Arzt oder die Notaufnahme aufzusuchen, um das Risiko einer Infektion für sich selbst und andere gering zu halten. Stattdessen sollte man vorher beim Arzt oder unter der bundesweiten Nummer 116117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes anrufen. Viele Städte und Kreise haben außerdem spezielle Rufnummern eingerichtet.

Die Inkubationszeit des Virus beträgt wohl in der Regel bis zu 14 Tage (in mindestens einem Fall angeblich auch bis zu 27 Tagen), Auf Oberflächen überdauert das Coronavirus nach derzeitigem Kenntnisstand bis zu 9 Tage. Diese Werte können als ungefähre Richtwerte für entsprechende Maßnahmen im Fall einer Infektion gelten. Es gilt aber immer: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Tiere wie Bürohunde oder Katzen können sich aktuellen Erkenntnissen zufolge infizieren. Ob sie auch Überträger sein können, ist bisher unbekannt.

Corona-Virenschutz für das Geschäftsmodell

Um sein Geschäft und sich selbst vor wirtschaftlichem Schaden zu schützen, ist es wichtig, einen individuellen Plan zu entwickeln. Dieser erfordert die erneute Auseinandersetzung mit dem eigenen Geschäftsmodell und mit etwaigen Risiken und Abhängigkeiten. Es gibt per se keine Universallösung, aber die folgenden Fragen erscheinen mir sinnvoll, um sich abzusichern oder zumindest risikobewusst zu verhalten:

Risiko erkennen und reduzieren:

  1. Welche Abhängigkeiten bestehen für das Geschäftsmodell und was kann im schlimmsten Fall passieren? (z.B. Unterbrechung der Lieferkette bei Abhängigkeit von Produktionsfirma, Mehrwöchige Betriebsschließung bei Abhängigkeit von Mitarbeitern, Ausbleiben der Kunden bei Abhängigkeit von Publikumsverkehr). Vereinfacht gesagt geht es in allen Geschäftsmodellen immer um Beschaffung, laufenden Betrieb und Absatz, für die eine SWOT-Analyse erstellt werden sollte. Dabei bitte unbedingt auch mittelbare Abhängigkeiten bedenken (z.B. Welche Abhängigkeiten haben meine Zulieferer?)
  2. Wie können Abhängigkeiten reduziert werden? (z.B. Vorratshaltung von Produktionsmitteln zur Vorbeugung eines Lieferengpasses, Outsourcing von ansonsten innerbetrieblich ablaufenden Prozessen, Ermöglichung von Homeoffice oder Festlegung eines Kernteams zur Aufrechterhaltung des Betriebs bei Werksschließung, Maßnahmen zur Rückgewinnung des Kundenvertrauens oder Zurückfahren des Wareneinkaufs bei ausbleibenden Kunden z.B. im Einzelhandel). Hier ist es wichtig, einen möglichst konkreten Plan zu erarbeiten, der nicht nur abstrakt eine Handlung beschreibt, sondern konkrete Schritte vorsieht, deren Umsetzbarkeit vorab überprüft wurde (z.B. Anfrage eines weiteren Zulieferers, Erstellung eines Prozessplans).
  3. Wann tritt das in Kraft? Wie lange hat das Bestand?

Wirtschaftliches Risiko abwägen: 

  1. Welche laufenden Kosten entstehen für den Betrieb des Unternehmens? Welchen Umsatz muss der Betrieb mindestens erwirtschaften, um kostendeckend zu sein?
  2. Welche Umsatzeinbuße oder Extrakosten sind im oben stehenden Szenario zu erwarten? Welche Konsequenzen sind kurz- mittel und langfristig zu erwarten?
  3. Ist das Unternehmen weiterhin wirtschaftlich und wie lange ist es tragfähig? Gibt es zusätzlichen Kapitalbedarf und wie ist die langfristige Prognose?

Anpassung des Geschäftsmodells:

  1. Kann das Geschäftsmodell vorübergehend oder dauerhaft angepasst oder erweitert werden? (z.B. Umwandlung des stationären Handels in einen Versandhandel, Angebot eines Lieferdienstes, Hausbesuche statt Ladengeschäft, Digitalisierung von Dienstleistungen)
  2. Wo können zusätzliche Umsätze erwirtschaftet und Geschäftsfelder erschlossen werden? Wo ergeben sich evtl. Synergien mit anderen betroffenen Unternehmen?
  3. Wo lassen sich Kosten in welcher Höhe reduzieren? Erarbeitung eines Handlungsplans mit entsprechenden Milestones.
  4. Worst Case: Ab welchem Punkt muss das Unternehmen veräußert, temporär oder dauerhaft geschlossen werden, um persönlichen finanziellen Schaden abzuwenden?

Wie lange im Epidemiefall ein Ausbruch des Coronavirus, eine Quarantäne oder etwaige Auswirkungen auf das Konsumverhalten – so sie denn überhaupt eintreten – Bestand hätten, lässt sich aktuell nicht einschätzen. Bisher wurden noch keine Quarantänen und Ausgangssperren wieder aufgehoben. Grippewellen, die typischerweise im Januar und Februar beginnen, können im Vergleich im schlimmsten Fall bis zu 4 Monate und damit bis in den Sommer hinein andauern. Im Laufe dieser Zeit ist mit einer Gewöhnung und zunehmenden Entspannung der Konsumlage zu rechnen. Sollten wir tatsächlich so lange mit dem Coronavirus zu kämpfen haben, werden wir ihn ähnlich wie die Grippe als akzeptables Risiko in unser Leben integriert haben.

Es ist auch bisher nicht gesagt, dass sich die deutsche Wirtschaft bzw. die Verbraucher überhaupt großartig und nachhaltig beeindrucken lassen. Viele Entwicklungen und abstrakte Bedrohungslagen der letzten Jahre haben besonders wir Deutschen mit großer Gelassenheit genommen. Es schadet aber nicht, vorbereitet zu sein. Man muss sich nicht gleich die schlimmsten Katastrophenszenarien vor Augen führen, es genügt auch eine vorübergehende Verunsicherung der Bevölkerung, um das ein oder andere wackelige Geschäftsmodell oder aber ein Unternehmen ohne finanzielle Rücklagen in Schieflage zu bringen. Daher beschäftigt euch mit diesem Thema!

Auch ganz ohne Virus und damit einhergehende drohende Wirtschaftsflaute macht es übrigens Sinn, regelmäßig über diese Fragen nachzudenken. Es gibt genügend Risiken und Abhängigkeiten abseits einer Pandemie.

Im schlimmsten Fall, der zugleich das beste Szenario ist, passiert reichlich wenig und ihr habt trotzdem euer Geschäftsmodell auf Chancen und Risiken, Kosten und neue Potenziale abgeklappert.


Danke fürs Lesen!

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