Wie ich einmal beinahe das Crowdinvesting revolutionierte

Eines der nächsten großen Dinge ist meiner Meinung nach Crowdfunding. Ich habe mich seit einer Weile mit dem Markt beschäftigt. Da sind neben dem einsamen Pionier und einigen meiner Meinung nach hoffnungslosen Kandidaten mittlerweile einige interessante Player in den Startlöchern, die sich aber ebenso wie alle anderen erst noch beweisen müssen. Der Grundgedanke des Crowdinvestings ist faszinierend, geht es doch um die Demokratisierung des Finanzmarktes und die Öffnung der Anlageklasse des Wagniskapitals für die breite Masse. Zugleich hilft es jungen Startups dabei, schnell und problemlos Kapital über stille Beteiligungen einzusammeln.

Wie viele potenzielle Gründer gibt es da draußen, die bei den üblichen Verdächtigen der Venture Capital Szene Klinkenputzen gehen und letztendlich nur daran scheitern, dass sie in irgendwelchen „zeitoptimierten“ Auswahlprozessen landen oder bei Entscheidern, denen schlichtweg die Fachkenntnis zur Beurteilung der Geschäftsidee fehlt. Gleichzeitig steckt in so ziemlich jedem, der in der Startup-Szene als Gründer oder Angestellter unterwegs ist, ein potenzieller Business Angel, der andere Startups mit seinem Wissen unterstützen kann und dem bisher nur die nötige Kapitalausstattung fehlte, um auch finanzielle Hilfe leisten zu können.

Letztendlich muss man auch fragen, wie viele wirklich gute und potenziell bewegende und revolutionäre Ideen in der Vergangenheit wohl auf der Strecke geblieben sind, weil sie aufgrund fehlender Rentabilität für Venture Capital Firmen uninteressant waren? Was wäre, wenn diese Ideen nun plötzlich eine breite Masse an Unterstützern auch abseits irgendwelcher Lehrstühle fänden, die gar nicht so sehr an einer Verzinsung ihrer Einlage als viel mehr am Voranbringen der Idee an sich interessiert sind?

Crowdfunding hat das Potenzial, vorhandene Strukturen aufzubrechen und auf den Kopf zu stellen. Dieses Potenzial gilt es zu entfesseln und zu nutzen. Schon früh reifte in mir daher der Gedanke, eine eigene Crowdfunding-Plattform an den Markt zu bringen, die noch viel mehr dem Leitgedanken der Crowd entspricht als bereits am Markt aktive Mitbewerber. Beispielsweise widerspricht es nach meinem Dafürhalten dem Gedanken der Startup-Förderung, exorbitante Provisionen für die Vermittlung des Fundings zu nehmen.

Beim Mittagessen mit einem Kollegen, der sich mit dem Gedanken der Gründung inkl. Crowdinvesting-Runde auf Seedmatch trug, schlug ich beseelt von Gedanken der gerade stattfindenden Exceed-Konferenz vor, eine eigene Crowdinvestingplattform zu starten: a-crowd.de

Was wollten wir anders machen?

a-crowd-anders

  1. Bei a-crowd wollten wir nur eine ganz geringe Einstellgebühr nehmen, die gerade die Kosten deckt, und wollen die gesammelte Funding-Summe ohne weitere Abzüge an das Start-Up ausschütten. Das ist meiner Meinung nach nicht nur im Sinne der Startups, die gerade in der Seedphase jeden Cent gebrauchen können, sondern auch im Sinne der Investoren, die natürlich wollen, dass ihr Geld ohne Abzüge seiner Bestimmung zugeführt wird.
  2. Wir wollten nicht nur Katalysator für die Ideen anderer, sondern selbst Impulsgeber sein. Wir wollten immer wieder eigene Projekte über die Plattform ziehen, die wir aus einem eigenen Inkubator ausgründen, und wollten aktiv zur Gründung in bestimmten Bereichen wie Mobile, Fintech, Aktionsshopping aufrufen.
  3. Gleichzeitig wollten wir so wenig wie möglich Ideen ausfiltern und letztendlich die Crowd Intelligence entscheiden lassen, welche Startup-Finanzierungen erfolgreich sind und welche nicht. Das verlangt den Startups eine eigenverantwortliche gute Vorbereitung und Selbstpräsentation ab. Wer diese Hürde aber aus eigener Kraft nehmen kann, wird auch in der Lage sein, Finanzen und Marketing des Unternehmens im Griff zu haben.
  4. Möglich sollte das sein, indem wir a-crowd als Nebenprojekt in unserer Freizeit betreuen. Dadurch, dass wir nicht unsere Jobs aufgeben, sollte unser Lebensunterhalt gesichert sein und wollten wir durch die günstige Kostenstruktur nicht nur die Konkurrenz ausstechen sondern auch Startup und Investoren etwas Gutes tun.

Wir hätten mit a-crowd seinerzeit einer der Pioniere im Crowdinvesting sein und zugleich disruptiv den Markt mit fairen Konditionen und konkreten Gründungsimpulsen aufmischen können.

Was von a-crowd bleibt

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Das Projekt a-crowd.de war für mich ein Herzensprojekt, an dem wirklich meine Seele hing. Aus verschiedenen Gründen kam es in letzter Instanz dann doch nicht zur Gründung. Auch aufgrund eines besonderen Kniffs des Geschäftsmodells, der hoch profitabel gewesen wäre, aber zu Beginn ein entsprechendes Investment oder eben den Aufbau des Unternehmens neben dem Job erfordert hätte. Ersteres hatten wir nicht, letzteres ist am gründerfeindlichen Umfeld unseres damaligen Arbeitgebers gescheitert, der die Idee nicht einmal anhören wollte.

Was ganz konkret bleibt:

Ich habe seinerzeit die Domain looking-forward.to, auf der ich dies heute blogge, als Impulsgeber für a-crowd registriert und mittlerweile über viele spannende Branchen und Marktentwicklungen geschrieben. Was geblieben ist, ist also die Neugier für Startups und Geschäfts-Konzepte.

Ich betreibe seit jener Zeit mit crowd-investment.de eine der bekannteren deutschen Crowdinvesting-Übersichtsseiten, wenn auch sicher nicht die größte. Mir fehlt fast immer die Zeit, den Blog aktuell zu halten, aber dennoch verirren sich erfreulich viele Besucher darauf.

Ich beschäftige mich seit über vier Jahren mit Crowdinvesting und dem Fintech-Markt. Ich bin in drei oder vier Crowdinvesting-Portale und verschiedene Crowdinvesting-Projekte investiert.

Ich weiß, dass ein Projekt wie a-crowd heute bei einem übersättigten und rechtlich überregulierten Markt so nicht mehr funktionieren würde. Erfolgskritisch für a-crowd wäre der Startzeitpunkt gewesen.


Dieser Artikel zu der Crowdinvesting-Website a-crowd entstand im Mai 2012. Ich habe mich nun 4 Jahre später im August 2016 dazu entschlossen, ihn zu aktualisieren und zu veröffentlichen, da er meiner Meinung nach viele meiner Gedanken zum Crowdinvesting-Markt und meine Vorstellung einer idealen Plattform sehr gut auf den Punkt bringt.