Crowdinvesting in Deutschland: Im tiefen Tal der Landingpages

Die eigentlich sehr vielversprechende deutsche Crowdinvesting-Landschaft sieht seit mittlerweile bereits einigen Monaten sehr eintönig aus.

Anschließend an die Exceed Konferenz, in der Jochen Krisch von Exciting-Commerce sich wieder einmal als Trendscout und Ideen-Befruchter der deutschen E-Commerce-Szene bewies, gab es einen regelrechten Boom an Pressemitteilungen und schnell zusammen gezimmerten Websites, die schon einmal auf Adressenfang gehen. Wirklich gestartet ist aber keines der Modelle und so sieht der Markt noch immer genauso aus, wie vor zwei oder drei Monaten.

Genaugenommen gibt es nur ein einziges Modell am Markt, das erfolgreich ist und inzwischen auch Fahrt aufnimmt: Seedmatch. Alle anderen Crowdinvesting-Dienste drehen sich derzeit noch nur um sich selbst und beschäftigen sich mit Selbstfunding oder der Optimierung von Landingpages. Ein erstaunlich trauriges Bild, dass die Szene hier abgibt. Die Gründe dürften so vielfältig sein wie die die Plattformen selbst.

Devexo Landingpage
Devexo Landingpage

Zugegeben, die rechtlichen Hürden für Crowdfunding in Deutschland sind nicht von der Hand zu weisen. Ab 100.00 EUR besteht für stille Beteiligungen, über welche die Crowdinvestings abgewickelt werden, eine Prospektpflicht. Auch hat sich die BaFin bisher nicht zur Lizenzpflicht für Crowdinvesting-Plattformen geäußert.

Das Crowdfunding-Portal devexo hat seinen Launch nun schon zweimal verschoben. Bereits seit anderthalb Monaten wollte der Anbieter um den Kölner Geschäftsmann Edin Devic (der sich auf Google Plus auch „Sir“ Edin Devic nennt) bereits live sein. Außer einer Landingpage gibt es von der „Deutschen Venture Exchange“ (so der volle Name von devexo) jedoch noch nichts zu sehen. Hier scheint möglicherweise der eher konservative Bankensektor unterwegs zu sein, der aufgrund der unklaren REchtslage und der mangelnden Onlineerfahrung lieber auf Nummer sicher geht.

Tote Hose bei Gründerplus
Tote Hose bei Gründerplus

Auch das Crowdinvestment-Spinoff des Händlerbundes mit Namen Gründerplus und dem Fokus auf E-Commerce kam nur langsam in die Puschen. Das Selbstfunding musste verlängert werden, weil in den ersten 30 Tagen nicht einmal der Mindestkapitalbedarf gedeckt werden konnte. Insgesamt kam das Portal nach 60 Tagen auf nur 116 statt der erhofften 200 Prozent. Das erstaunt, zumal Gründerplus bereits zuvor als Gründercommunity und Beratungsportal unterwegs war und die Zahl seiner Facebook-Fans sich durchaus mit der Zahl anderer Crowdfunding-Dienste messen kann. Hier ist es offenbar nicht gelungen, die eigenen User zu mobilisieren bzw. die eigentliche Zielgruppe zu erreichen. Leider wurde auch versäumt, direkt nach dem Eigenfunding ein richtiges Startup in den Funding-Prozess zu schicken. Hier offenbaren sich also noch Kinderkrankheiten, die mit dem Händlerbund im Rücken aber mittelfristig auszuräumen sein sollten.

Deutsche Mikroinvest Landingpage
Deutsche Mikroinvest Landingpage

Die Deutsche Mikroinvest geht über Facebook auf Userfang und hat mittlerweile ihre Landingpage gerelaunched. Außer allgemeinen Informationen und Anmeldemöglichkeiten für Investoren, Berater und Firmen gibt es hier aber noch wenig bzw. gar nichts zu sehen.

Bergfürst Landingpage
Bergfürst Landingpage

Aufgrund sehr ausgefallener Ideen zu einiger Bekanntheit gekommen sind die Portale Bergfürst und Welcome Investment, die beide noch einmal unterschiedliche und für sich genommen sehr interessante Ansätze fahren: Während bei Bergfürst außerbörsliche Aktien von Unternehmen ausgegeben und gehandelt werden sollen, wofür gerade eine BaFin-Lizenz beantragt wird, sollen bei WLCM, der Seite von Welcome Investment, Dienstleister mit Service for Equity Modellen in die Crowdinvestings eingebunden werden. Einen konkreten Starttermin haben beide Plattformen aktuell noch nicht und somit fügen sie sich nahtlos in die Landing Page Landschaft ein.

Welcome Investment Landingpage
Welcome Investment Landingpage

Mit Mashup-Finance gibt es einen Anbieter, der sich ausschließlich an Münchner Unternehmen richtet, sich aber nun schon längere Zeit an den gleichen Fundings festhält und diese einfach nicht voll bekommt. Zu erwähnen wäre noch die Plattform Innovestment, die oft in einem Atemzug mit Seedmatch genannt wird,  und die ein kompliziertes und schwer verständliches Auktionsmodells für professionellere Investoren bietet. Hier sind bisher erst 6 Fundings erfolgreich gelaufen.

Die deutsche Crowdfunding Szene liegt aktuell im Sommerschlaf. Es sieht so aus, als wenn sich die meisten Anbieter noch in Konzeption und Details verzetteln. Was die Branche braucht, sind Macher, die den Mut haben, einfach mal zu starten! Für eine aktive deutsche Crowdinvesting-Szene!