Das Phänomen Black Friday

Einmal im Jahr dreht der weltweite E-Commerce völlig durch. Waren sind bis zu 80 Prozent reduziert, Server sind überlastet und die Shoppingwütigen User fallen wie Heuschrecken über die Online Shops her und kaufen die virtuellen Regale leer. Rund eine Milliarde Euro E-Commerce-Umsatz werden einer Studie zufolge für 2015 am kommenden Wochenende erwartet. Die Rede ist vom Black Friday, dem wahrscheinlich umsatzstärksten Tag im amerikanischen und europäischen E-Commerce. Seinen Namen verdankt der Black Friday den Menschenmassen, die an diesem Freitag nach Thanksgiving die Straßen und Ladengeschäfte verdunkeln. Bis in die 60er Jahre geht diese Handelstradition zurück und seit 10 Jahren gibt es den Black Friday auch in Deutschland. Eingeführt wurde er von Apple. Übernommen haben ihn zunächst andere Technikhändler und mittlerweile Shops jeder Coleur. Eine Übersicht über Angebote geben Übersichtsseiten wie black-friday.live. Am 27. November 2015 jährt sich der Abverkaufstag also schon zum zehnten Mal.

„Der lange Tag des Shoppings“

Das erinnert fast an Aktionsshopping-Konzepte wie das Liveshopping, bei dem es ebenfalls Waren zum günstigsten Preis in limitierter Stückzahl und für einen begrenzten Zeitraum gibt. Der Black Friday ist aber mehr als ein Tag des Aktionsshoppings, an dem Onlineshops große Rabatte einräumen und die Kunden locken. Mit dem darauffolgenden Cybermonday haben viele Onlineshops längst ein komplettes Black Weekend oder Cyberweekend geschaffen und Platzhirsch Amazon, der seit einigen Jahren mit seinen Blitzangeboten im Liveshopping sehr umtriebig ist, hat sogar eine komplette Cybermonday Woche ausgerufen.

„Wer hat’s erfunden?“

Jeden November schießen im Netz die Popup-Geschäftsmodelle aus dem Boden, die sich um den Black Friday ranken. Schon lange mit dabei sind die Seiten black-friday.de und blackfridaysale.de, die als Aggregatoren fungieren und die teilnehmenden Shops mit deren Angebote listen. blackfridaysale.de geriet dabei 2013 in die Kritik, weil der unbedarfte User nach Meinung einiger Online-Journalisten nach Außen hin den Eindruck haben könnte, die Seite trete als offizieller Veranstalter des Black Friday in Deutschland auf. Der Mini-Skandal schaffte es immerhin zeitweise in den deutschen Wikipedia-Eintrag. In Wahrheit ist der Black Friday jedoch dezentral und die Aggregatoren machen nichts, als die Angebote zu bündeln. Das bestritt selbstverständlich auch nicht das Team hinter blackfridaysale.de und zog die Kommunikation im Folgejahr glatt.

TV-Spot 2014 Blackfridaysale.de

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https://www.youtube.com/watch?v=MIc_nevaiXw

Kampf um Google-Sichtbarkeit

Kampf der Originale bei Google
Kampf der Originale bei Google

Der Kampf um monetarisierbaren Traffic wird in der Google-Suche geführt. Die beiden Aggregatoren konkurrieren in den organischen Suchergebnissen wie bei Google Adwords nicht nur miteinander sondern auch mit den teilnehmenden Shops und vor allem der News-Box, die Google immer wieder bei Newstrends einblendet. Ironischerweise werben beide Anbieter bei Google mit dem Hinweis, „das ORIGINAL“ zu sein. Spannend wird es dann, wenn man einen Blick unter die Motorhaube wirft:

Das war der Black Friday 2014

Über 2,3 Millionen Besucher verzeichnete blackfridaysale.de nach eigenen Angaben 2014 alleine bis Freitagabend. Jeweils über 100.000 Klicks will das Portal laut Pressemitteilung an die meisten der teilnehmenden Shops vermittelt haben, über 140.000 Besucher sogar an dress-for-less. Von Branchenmagazinen wie Gründerfreunde, die bereits zuvor kritisch über BlackFridaySale berichtet hatten, wurden diese Angaben jedoch in Zweifel gezogen. Auch die deutlich gesunkene Sichtbarkeit bei Sistrix spräche dagegen.

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Sichtbarkeits-Entwicklung der Portale blackfridaysale.de und black-friday.de (Quelle: Sistrix)

Bescheidener gab sich da auch das Portal black-friday.de, das 300.000 Unique User am Black-Friday- und Cybermonday-Wochenende gehabt haben will (2 Drittel des gesamten Jahres-Traffics) und tatsächlich große Sichtbarkeitszuwächse verzeichnen konnte. 90 Prozent mehr als im Vorjahr. Das ergab mit rund 1,25 Millionen sehr viele Page Impressions. Die konzentrierten sich zu 60% vor allem auf Elektronik-Themen, gefolgt von Mode mit 20% und suchten nach Apple, Amazon, Saturn und Zalando. Die Black-Friday-Seite veröffentlichte außerdem eine Auswertung der häufigsten Google-Suchanfragen in 2014. Neben den generischen Suchbegriffen wie „Black Friday“, „Black Friday 2014“ und „Cyber Monday“ wurde erwartungsgemäß am meisten gesucht. Die Kombinationen mit Shops waren hingegen überschaubar. Lediglich Apple ragte aus der Masse heraus, enttäuschte die User aber damit, dass es keine Angebote gab.

Mediadaten black-friday.de (Quelle: Pressematerial)
Mediadaten black-friday.de (Quelle: Pressematerial)

So wird der Black Friday 2015

Für 2015 sind die Karten neu gemischt. Das Portal black-friday.de scheint besser zu ranken als die Konkurrenz und sogar besser als einige teilnehmende Shops. Außerdem sprießen immer mehr Nachahmer aus dem Boden wie die Seiten blackfriday-deals.de, blackfriday-sale.de und black-friday.live, Das Rennen um den Popup-Traffic verspricht also auch dieses Jahr spannend zu werden. Das Interesse an dem E-Commerce-EReignis nimmt jedenfalls jedes Jahr zu.

Suchanfragen "Black Friday" Deutschland im Zeitverlauf (Quelle: Google Trends)
Suchanfragen „Black Friday“ Deutschland im Zeitverlauf (Quelle: Google Trends)

Was sagt der Verbraucherschutz?

Das Sparpotenzial ist unterm Strich nicht von der Hand zu weisen. Durchschnittlich immerhin 18 Prozent rechnete die Verbraucherzentrale nach einem Bericht der Welt in einer Stichprobe für 2014 aus. Die Verbraucherschützer sind jedoch wie üblich besorgt um die Mündigkeit der Online-Käufer, die in der Welt der Verbraucherzentralen bereits dann ihr Gehirn nicht mehr mit in den Warenkorb legen, sobald irgendwo ein Angebots-Countdown läuft. Es gelten aber objektiv betrachtet genau die gleichen Verkehrsregeln wie immer, wenn man online sparen möchte:

  • Preise vergleichen und Versandkosten beachten
  • Nicht zu unüberlegten Spontankäufen verleiten lassen
  • Nur in vertrauenswürdigen Shops kaufen
  • Wenn nötig, einfach das Widerrufsrecht nutzen.

Der Black Friday Liveticker gibt sogar ganz offen weitere Verbrauchertipps zum Black Friday. Am wichtigsten ist dabei, nur bei vertrauenswürdigen Quellen zu kaufen. Die US-Bundesbehörde FBI warnte bereits 2014 vor Fakeshops, die rund um dem Black Friday eröffnet wurden. Es scheint also beim Black Friday die gleiche Achtsamkeit wie stets beim Onlinekauf an den Tag zu legen zu sein.

Populäre Mythen rund um dem Black Friday

  • Der Tag hat seinen Namen vom schwarzen Freitag, dem Börsencrash in den USA. Das ist falsch. Die Herkunft ist nicht endgültig geklärt. Die populärsten Erklärungen gehen darauf zurück, dass die Menschenmassen die Straßen schwarz färben oder die Händler schwarze Zahlen schreiben. Der schwarze Freitag war aufgrund der Zeitverschiebung in den USA auch ein Black Thursday.
  • Blackfridaysale oder eine andere Aggregatorseite ist Veranstalter des Black Friday. Das ist falsch. Der Black Friday ist nicht zentral organisiert. Händler, die mitmachen wollen, können dies tun, auch ohne sich listen zu lassen.
  • Der Black Friday findet in Deutschland zum dritten Mal statt. Das ist falsch. In Deutschland gibt es den Black Friday seit 10 Jahren. Eingeführt wurde er von Apple. Mittlerweile nehmen viele Hundert Shops teil. Richtig ist aber, dass seit 3 Jahren das Interesse und die Bekanntheit deutlich steigen und es Websites gibt, auf denen die Black Friday Angebote aggregiert werden.
  • Amazon nimmt zum ersten Mal am Black Friday teil. Das ist falsch. Amazon nimmt schon seit vielen Jahren mit der Amazon Cybermonday-Woche teil. 2015 verwendet Amazon jedoch erstmals offiziell das Wording „Black Friday“ für seine Blitzangebote am 27.11.2015.
  • Der Black Friday ist weltweit der stärkste Tag im Handel. Das ist nicht ganz richtig. Auch in China, einem der weltweit größten Märkte gibt es einen erfolgreichen Abverkaufstag, der mit dem Black Friday nichts zu tun hat.

Singles‘ Day: Der chinesische Black Friday

Singles' Day in China (Quelle: Wikipedia)
Singles‘ Day in China (Quelle: Wikipedia)

Auch die Chinesen haben einen abverkaufsstarken Tag, an dem mittlerweile 27.000 chinesische Onlineshops teilnehmen. Innerhalb der ersten 12 Stunden wurden in diesem Jahr sogar sagenhafte 8,35 Milliarden Euro umgesetzt. Hervorgegangen ist das Shopping-Phänomen aus dem Singles’s Day (chin.: Guanggun Jie), einem Tag, an dem Alleinstehende Geschenke für sich selbst kaufen. Ein Shoppingtrend, der in den 90er Jahren an der Nanjing Universität unter Studenten populär wurde und 2009 vom chinesischen Online-Handelsriesen Alibaba aufgegriffen wurde. Mittlerweile ist es der größte Onlineshopping-Tag der Welt. Gefeiert wird der Singles-Tag am 11.11., da die Zahl Eins den Alleinstehenden symbolisieren soll.