Wie verwundbar ist unsere Nachrichten-Infrastruktur?

Licht aus bei Deutschlands größten Newsseiten FOCUS. SPIEGEL, FAZ und vielen mehr. In den sozialen Netzwerken wurde sogleich ein Angriff von Außen vermutet. Es ist der Stoff, aus dem Kinofilme gemacht sind und der scheinbar die Phantasie beflügelt. Letztendlich war es aber nur ein technischer Defekt, der dazu führte, dass Deutschland am heutigen Samstag ohne seine wichtigsten Nachrichtenportale auskommen musste. Über fünf Stunden lang waren die Websites von Spiegel Online und Focus Online sowie viele weitere Portale inklusive dem Schweizer Blick, dem Wetterdienst wetter.com und dem Onlinehändler zalando.de nicht erreichbar. Auch die Telefonie-Verbindungen bei O2/Telefonica im gesamten Westen Deutschlands war lahmgelegt. Einige Dienste kehrten schon am Vormittag zurück, andere waren bis zum Nachmittag nicht erreichbar. Der wirtschaftliche Schaden dürfte in der Summe der betroffenen Portale und Services in anbetracht der bis zu fünf stunden dauernden Downtime immens sein.

Betroffene Dienste

Diese Portale und Dienste waren laut Twitter- und Pressemeldungen down:

  • O2 Telefonie und Teile des Telekom-Netzes
  • focus.de
  • spiegel.de
  • zalando.de
  • playboy.de
  • holidaycheck.de
  • sport1.de
  • fussball.de
  • lokalkompass.de
  • tv-spielfilm.de
  • blick.ch
  • manager-magazin.de
  • wetter.com
  • srf.ch
  • t-online.de
  • maxdome.de

Deutsche Medienlandschaft down

Grund für die Downtime war nach Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ein Stromausfall in einem externen Rechenzentrum in Gütersloh. Dabei wurden technische Geräte derart stark beschädigt, dass sie nicht mehr in Gang gesetzt werden konnten und komplett ausgetauscht werden mussten. Derweil waren FOCUS Online, Spiegel Online und andere Portale über Stunden nicht erreichbar und die deutschen Internet-User von zwei der beliebtesten Nachrichtenquellen abgeschnitten. Während die FAZ schon nach kurzer Zeit vermelden konnte: „Kurzzeitiger Serverausfall. Müsste alles wieder funktionieren!“, kämpften insbesondere FOCUS und SPIEGEL gegen die Krise an.

Tolle Kommunikation beim SPIEGEL

Der Vorfall zeigt die Verwundbarkeit unserer Informationsinfrastruktur, aber auch gute Krisenkommunikation. Interessant hierbei ist, wie unterschiedlich die betroffenen Portale reagierten. Während FOCUS Online, ohnehin auf Twitter nicht sehr aktiv, auschließlich über Facebook auf Beiträge seiner Schwesterportale Finanzen100 und Netmoms verwies, improvisierten die Social Media Verantwortlichen von SPIEGEL Online vorbildlich, um eine weitere Berichterstattung zu gewährleisten. So wurden Kurzartikel kurzerhand bei Facebook als Statusmeldung eingestellt und via Twitter wurde darauf verwiesen. So funktioniert Journalismus im Web2.0! Mit einer kurzen Nachricht auf der Website wurden die User sogar über die technischen Probleme informiert, während sie bei Focus nur auf eine Fehlermeldung des Browsers schauten. Allerdings versäumte auch SPIEGEL Online hierbei, auf seine Social Media Kanäle zu verweisen. Am späten Nachmittag nach etwa 5 Stunden Downtime hieß es dann aber:

[Dank des neuen europäischen Datenschutzes werden wir nie erfahren, was es dann hieß]