Nordkorea startet seinen ersten Onlineshop

Nordkoreas Umgang mit modernen Technologien wie dem Internet ist spannend. Das asiatische Land gilt als das weltweit restriktivste politische System unserer Zeit. Das Land auf dem nördlichen Teil der koreanischen Halbinsel ist weitgehend von der Außenwelt abgeschottet und die Einwohner leben in einer Welt, die weitgehend staatlich gelenkt ist. Das Bild der Nordkoreaner ist aus westlicher Sicht vor allem geprägt durch Militarismus und soziale Einschränkungen, nicht aber durch Konsum. Trotzdem hat die Volksrepublik nun ihren ersten Onlineshop gelauncht. Wie passt das also zusammen?

Okryu (sprich: Ong-ju) ist der Name von Nordkoreas erstem staatlich gelenkten Onlineshop, in dem man Lebensmittel, Medikamente, Kosmetik, Schuhe, Kleidung, Accessoires und Möbel aus nordkoreanischer Herstellung kaufen kann. Ausgelegt ist der Shop vor allem für Smartphone-Benutzer. Zwar fehlen auch weiterhin den meisten Menschen im Land die technischen Voraussetzungen für einen Zugang zum Netz, aber Smartphones werden vor allem in den Städten immer häufiger. Auch hier herrscht allerdings das Prinzip der Abschottung. Zugang zum World Wide Web erhalten die Nordkoreaner grundsätzlich nicht. Das Land betriebt vielmehr ein landesweites Intranet, eine Art Parallel-Internet unter staatlicher Kontrolle.

Der Staat, der seit dem Zusammenbruch des Ostblocks weitgehend autark funktioniert, betreibt nur eingeschränkt Handel mit seinen Nachbarstaaten. Vor allem Lebensmittel sind in dem geschlossenen System oft knapp. Auf der anderen Seite sieht Nordkorea seine weitgehende Selbstständigkeit aber auch als Zeichen der Unabhängigkeit und Macht und jegliche ideologische Betrachtung einmal ausgeblendet ist die Verringerung von Abhängigkeiten eines Wirtschaftssubjekts tatsächlich eine Stärke. Das gilt für einzelne Unternehmen, kann aber auch für Volkswirtschaften angenommen werden.

Auf Okryu gibt es nun nordkoreanische Waren, die in der landeseigenen Währung, dem nordkoreanischen Won, und mit landeseigenen Bezahldiensten erworben werden können. Der Shop für Nordkoreaner ist außerdem auch nur über das Domestic Web und nicht über das World Wide Web von außerhalb des Landes erreichbar. Mit der Veröffentlichung von Zugriffs- oder Umsatzzahlen ist indes auch nicht zu rechnen. Trotzdem zeigt die Einrichtung des neuen, ersten Onlineshops die grundsätzliche Öffnung des Regimes gegenüber Technologien. Noch bis 2008 war die Nutzung von Mobiltelefonen ausschließlich Eliten vorbehalten. Seither ist sie für die breite Bevölkerung geöffnet. Auch wenn die wenigsten Menschen auf dem Land über diese Form des Kommunikationsmittels verfügen, so liest man, dass die Stadtbevölkerung immer mehr damit zu sehen sei.

Etwa jeder zehnte Nordkoreaner soll vor zwei Jahren bereits ein Mobiltelefon besessen haben. Über das mobile Handynetz Koryolink kann eine begrenzte Anzahl an Onlinediensten aufgerufen werden. Darunter finden sich die Onlineseite der Parteizeitung, die staatliche Nachrichtenagentur, eine Plattform für Wissenschaft und Technik sowie Videos von Fernsehshows. Noch steckt der erste nordkoreanische Onlineshop in den Kinderschuhen und über die zugrundeliegende Warenwirtschaft und Lieferlogistik ist nichts bekannt. Die Preise sollen in etwa auch den Ladenpreisen entsprechen. Der Shop hat aber grundsätzlich das Potenzial, lokale Knappheiten oder Preisschwankungen durch etwaige überregionale Bestellungen auf individueller Ebene auszugleichen. Es ist offenbar nach Einschätzung des Regimes das kleine Stückchen notwendiger Kapitalismus, das den Sozialismus besser funktionieren lässt.