10 Geschäftsmodelle: iBusiness veröffentlicht Todesliste des E-Commerce

Das iBusiness-Magazin hat nach eigenen Angaben den E-Commerce-Markt analysiert und glaubt, herausgefunden zu haben, welche Geschäftsmodelle die nächsten 10 Jahre nicht überleben werden. diese wurden in einer „Todesliste“ zusammengefasst. Darunter finden sich auch populäre Trends wie Liveshopping oder Gutscheinseiten.

Die Liste umfasst folgende Geschäftsmodelle:

Preisvergleiche

Preissuchmaschinen wie idealo oder billiger.de stehen in stetig wachsender Konkurrenz mit Google. Der US-Konzern könnte hier als Gatekeeper sehr schnell den Traffic-Hahn zudrehen und die eigene Produktsuche prominenter hervorheben, so die Einschätzung von iBusiness. Meine Meinung: Ganz so einfach wird es aber zumindest in Europa mit seinem ausgeprägten Verbraucherschutz, Kartell- und Wettbewerbsrecht sicher nicht werden. Google mag in diesem Segment wachsen, aber verschwinden werden die großen Player deswegen nicht.

Download-Shops

Die iBusiness Analysten fühlen sich von ständigen Downloads genervt. Songs und Videos von einem Gerät aufs nächste zu übertragen sei zu aufwändig, als dass sich der Download-Shop langfristig durchsetzen könne. Meine Meinung: Wir stehen inmitten einer stetigen Weiterentwicklung. Die Download-Shops müssen nicht gänzlich aussterben. Sie können sich auch hinsichtlich ihrer Inhalte oder ihrer Technologie neu aufstellen. Übrigens gibt es den Inhalt des iBusiness Artikels auch nur gegen Bezahlung. So viel anders ist eine Paywall jetzt auch nicht.

PDF-Kataloge

Das PDF als Abfallprodukt der Printindustrie habe ausgedient und sei zu starr und zu wenig interaktiv, um mit den rasanten Entwicklungen des Web mitzuhalten. iBusiness sieht das Ende von kaufda & Co eingeläutet. Meine Meinung: Ich persönlich habe immer durchsuchbare und interaktive Lösungen wie discounto bevorzugt, wo die Produkte einzeln eingepflegt werden. Die PDFs von Kaufda haben aber einen großen Vorteil: Sie sind eben genau das, was ihnen vorgeworfen wird: Ein Nebenprodukt des Prints und somit nahezu kostenfrei produzierbar. Gerade typische Prospektkunden sind vielleicht auch weniger internet-affin und ganz glücklich, wenn sie ihre gewohnten Werbeprospekte einsehen können.

Mobil-Shops

Laut iBusiness wird die Zukunft des Shoppings auch die nächsten 10 Jahre am PC liegen. Mobile Shops seien von der User Experience her zu schlecht. Meine Meinung: Hard- und Software und mobile Datennetze entwickeln sich ständig weiter. Mobile wird auf absehbare Zeit nicht den PC ablösen, aber vielleicht wird es neue Devices geben, die eine Brücke schlagen. Der Mobile Commerce Anteil wird zumindest größer werden.

Groupshopping

Ein Ende für Groupon und DailyDeal? Laut iBusinesss bereits absehbar. Technik-Giganten wie Google und Microsoft steigen in den Couponing-Markt ein. Meine Meinung: Gerade Google kann auch hier wieder zum Gatekeeper werden und mit einem eigenen Service alle Wettbewerber verdrängen. Aber Googles Stärke steckt nicht unbedingt im E-Commerce und der Auseinandersetzung mit Händlern und Gutscheinkäufern. Spezialisten wie Groupon werden hier echte Chancen haben, sich gegen die neue Konkurrenz behaupten zu können. Eine größere Gefahr könnte Google für den klassischen Gutschein-Affiliate-Markt bedeuten.

Slideshows

Diese bieten keinen Mehrwert zu Fotos und Produktbeschreibungen auf Artikelseiten. Meine Meinung: Eher eine Technologie als ein Geschäftsmodell. Und ja, Slideshows nerven und dürfen gerne verschwinden.

Hybrid-TV-Shops

iBusiness versteht nicht, warum Nutzer beim Fernsehen auf einem mehrere Meter entfernten Screen einkaufen sollten. Meine Meinung: Second Screen wird sich weiter durchsetzen.

Facebook-Shops

Nach Ansicht von iBusiness lassen sich E-Commerce und der Sinn eines Social Networks nicht miteinander vereinen. die User suchen die Netzwerke auf, um sich mit Freunden auszutauschen und nicht einzukaufen oder über Einkäufe zu reden.  Meine Meinung: Bisher hat niemand das Thema Facebook-Shopping zuende gedacht. Es gäbe also noch Potenzial, Ideen auszutesten. Alles in allem stimme ich aber damit überein, dass diese speziellen Shops keine große Zukunft haben werden.

Check-in-Dienste

foursquare, friendticker & Co sieht iBusiness ebenfalls bereits sterben. Gegen die Markenmacht von Facebook mit den kostenlosen „Facebook Places“ haben sie keine Chance. Meine Meinung: Persönlich habe ich den Hype noch nie verstanden. Ich glaube, dass sich hier noch interessante Modelle entwickeln und weiterentwickeln können, beispielsweise in Richtung Local Couponing und Loyalty-Reward-Systeme. Der große Erfolg könnte für diese Geschäftsmodelle aber tatsächlich ausbleiben. Es gilt, die Install-Hürde zu nehmen, die User zu regelmäßigen Usern zu machen und den Check-In in irgendeiner Form zu incentivieren.

Live-Shopping

Durch die Fokussierung auf Schnäppchennnomaden mit geringer Markenloyalität gegenüber dem Online-Händler sei Liveshopping rund um guut, iBOOD & Co. ein Auslaufgeschäftsmodell. Meine Meinung: Liveshopping bietet für Händler und Lieferanten einen großen Abverkaufshebel, um das Lager leer zu machen. Die Deutschen sind ein Volk der Sparer und lieben Aktionsshopping-Modelle. Gerade erst beginnt der Black Friday bei uns groß zu werden. Vielleicht tritt irgendwann eine Ermüdung ein und der Innovationsfaktor entfällt. Ein Ende des Sparens sehe ich aber nicht. Genauso könnte man sagen, Mediamarkt („Geiz ist geil“) wird es in 10 Jahren nicht mehr geben.

Alles in allem Fußt die „Analyse“ der iBusiness-„Experten“ in meinen Augen allzu sehr auf der Annahme eines statischen Marktes, in dem sich Geschäftsmodelle und Technologien nicht mehr weiter entwickeln und ganze Branchen von einzelnen marktdominierenden Playern wie Google oder Facebook vernichtet werden. Komplett verschwinden werden die wenigsten der genannten Modelle. Auch werden Geschäftsmodelle und Technologien hier sehr stark vermischt und nicht klar voneinander abgegrenzt. Im Übrigen kann man darüber streiten, ob eine Monopolstellung nun wirklich den Tod oder nicht den Proof of Concept eines Geschäftsmodells bedeutet. Aber irgendwo muss man mit kernigen Überschriften ja auch Klicks herbekommen.