Was wurde eigentlich aus Erlkönig-Shopping?

Vor neun Jahren, im Jahr 2007, erfand die Aziza Technology GmbH eine neue Art des Erlebnisshoppings. In einer ersten Hochphase des Aktionsshoppings, in der viele Onlineshops bereits mit Rückwärtsauktionen, Bietsystemen und einige sogar mit Liveshopping (damals teilweise sogar noch „Live Commerce“ genannt) herum experimentierten, erdachte das Team von Aziza das Erlkönig-Shopping (auch Erlking-Shopping).

So funktioniert Erlkönig-Shopping

Erlkönig-Shopping ist eine Spielart der dynamischen Preisgestaltung und quasi ein Gegenkonzept zur Rückwärtsauktion (reverse auction). Ein Artikel geht zum festgelegten Tiefstpreis und mit nur wenigen Angaben zum Produkt online. Je mehr Details zum angebotenen Artikel enthüllt werden, desto höher steigt auch der Preis. Auf diese Art werden Impulskäufe noch stärker forciert als es bei einer regulären Online-Auktion bereits der Fall ist. Ein Konzept, das stark auf eine Emotionalisierung des Kaufprozesses und des Produktes sowie ein gutes Produkt-Sourcing setzen muss, um die Storno- und Retourquote auf einem erträglichen Niveau zu halten.

Wie der Erlkönig zu seinem Namen kam

Seinen ungewöhnlichen Namen verdankt das Erlkönig-Shopping der Automobilbranche. In den 50er Jahren kam für Automobil-Prototypen der Begriff „Erlkönig“ auf. Die Zeitschrift „auto motor und sport“ druckte heimlich aufgenommene Fotos der eigentlich geheim gehaltenen Prototypen der Automobilhersteller ab. Heinz-Ulrich Wieselmann und Werner Oswald garnierten diese zur Beschwichtigung der betroffenen Hersteller mit einem Gedicht, das in Anlehnung an die berühmte Ballade von Johann Wolfgang von Goethe stets mit „Erlkönig“ betitelt war. Der Titel wurde schnell zum Synonym für jede Art von Prototyp. Der erste Erlkönig war der Mercedes-Benz 180.

Wer shoppt so spät bei Nacht und Wind?
Der Countdown zählt unerbittlich und geschwind.

Das Schicksal des Erlkönig-Shoppings

Eines hatte das spannende Shopping-Konzept leider tatsächlich mit dem Erlkönig aus der Goethe-Ballade gemeinsam: Es blieb die ganze Zeit im verborgenen und am Ende war das Kind dem Tode geweiht. Tatsächlich erinnern heute nur noch wenige einschlägige Blogartikel und ein Interview mit Michael Wallraven (seinerzeit verantwortlicher Geschäftsführer) daran, dass das Erlkönig-Shopping sich einmal anstrengte, ein ernst zu nehmendes Buzz-Word zu werden. Das Interview ist übrigens durchaus lesenswert, da Wallraven dort sehr pointiert sein damals noch neuartiges Geschäftsmodell darstellt und von den etablierten Webdiensten abgrenzt und zu diesen in Relation setzt.

Dabei hatte die Aziza Technology GmbH, deren Schwesterfirma das Liveshopping-Portal Sportlet und die Competition Shopping Themenwelt auf Autobild und Sportbild betrieb, ihm neben Speedshopping und einem Countdown-Shopping-Modul sogar einen Platz in seinem Shopsystem eingeräumt. Die Aziza Technology GmbH und die Exclusive Brand Retail GmbH, die Sportlet und das Sportbild/Autobild Liveshopping betrieb, gibt es heute allerdings nicht mehr. Was von dem Konzept geblieben ist, ist das, was es auch vom ersten Mercedes Benz Erlkönig in der „auto motor und sport“ nur gab: Die verschwommene Momentaufnahme einer guten, neuen Idee.