Arrestbefehl gegen „Die Höhle der Löwen“-Investor Vural Öger

Für Vural Öger wird es eng. Der Reiseunternehmer wurde im Dezember 2015 und Januar 2016 hart von den Pleiten seiner Unrernehmen V.Ö. TRavel und Öger Türk Tur getroffen. Öger stieg daraufhin als Investor aus der VOX Gründershow „Die Höhle der Löwen“ aus. Nun droht dem sympathischen Deutsch-Türken auch noch der Verlust seines Privatvermögens. Das Landgericht Frankfurt hat nach einem Bericht von Spiegel Online bereits am 6. Mai sogar einen Arrestbefehl gegen den Löwen erlassen. Ein Arrest bedeutet anders als das Wort womöglich suggeriert keinen Freiheitsentzug sondern die Festsetzung des Vermögens, damit dieses nicht vor einer Möglichen Zwangsvollstreckung in Sicherheit gebracht werden kann.

Bundesverdienstkreuz- und Sympathieträger

Vural Öger ist einer der Vorzeigeunternehmer Deutschlands. Er machte sein Geld mit Flugreisen in die Türkei, saß als Politiker im Europäischen Parlament, ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und wurde in den ersten beiden Staffeln „Die Höhle der Löwen“ auf VOX einem breiten Publikum bekannt. Der 74-Jährige wirkte dort stets etwas brummelig, aber sehr auf gute Umgangsformen bedacht. Ein Geschäftsmann und Gentleman der alten Schule. Das kam auch bei den Zuschauern gut an, bei denen Öger viele Sympathiepunkte sammelte. Öger investierte in viele Ideen und oft gemeinsam mit Judith Williams. Die meisten seiner Deals, die in der Sendung zustande kamen, platzten jedoch anschließend. Aus den zustande gekommenen Investments zog Öger sich nach kurzer zeit wieder zurück. Erste Anzeichen dafür, dass Öger sich womöglich schon mit anderen Sorgen herumtrug. Vural Öger hatte zwei große Abhängigkeiten, aus denen sich seine Unternehmen nicht befreien konnten: Die politische Lage in der Türkei und im arabischen Raum sowie die Abhängigkeit von einem einzigen Kooperationspartner.

Die Pleiten des Vural Öger

Niemand gönnt Vural Öger wohl das, was ihm Ende 2015 widerfuhr. Die Türkei- und Syrienkrise führte zu einem Rückgang der Auftragslage seiner Tourismusunternehmen, die sich allesamt überwiegend auf den türkischen Raum konzentriert hatten. Öger sieht sich somit als „Opfer von Putin und Erdogan“, aber auch einer Verdrängung durch den ehemaligen Kooperationspartner SunExpress ausgesetzt.

Der Hauptgläubiger Ögers und Anstragsteller des Arrestbefehls ist auch die SunExpress, ein Ferienflieger mit dem Öger schon seit 1991 zusammenarbeitet und ein Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines. Rund 350 Millionen Euro Umsatz soll er dem Ferienflieger vermittelt und dafür 40 Millionen Euro Provision eingestrichen haben. Das war aber in den Jahren 2010 bis 2015. Dann wurden laut Interview Ögers mit dem Abendblatt die Konditionen immer schlechter. Das türkische Management, welches das Joint Venture übernommen habe, hätte Öger Türk Tours aus dem Markt drängen wollen und im Dezember 2015 die Kooperation beendet. Bewusst gewählt, glaubt Öger, denn im Mai wäre es saisonal kein Problem gewesen, Ersatz zu beschaffen.

Zu dem hätte das türkische Management zuvor die Einführung eines neuen Abrechnungssystems nach gebuchten statt nach geflogenen Passagieren gefordert, wodurch eine Finanzierungslücke von 17 Millionen Euro, der heutige Streit- und Schuldenwert, entstanden sei. Öger machte einen verhängnisvollen Fehler. Er glaubte an die Zukunft der zusammenarbeit. Weil sein Unternehmen nicht zahlen konnte, unterzeichnete er eine Bürgschaft und haftete fortan mit seinem Privatvermögen für die Unternehmensverpflichtungen. Die SunExpress änderte noch einmal die Buchungsbedingungen und während Öger mit dem deutschen Management verhandelte, wurde im Hintergrund das Buchungssystem gekappt.

17 Millionen Euro soll der Streitwert beinhalten, aufgrund dessen ein Arrestbefehl erging. Öger reichte Gegenklage ein und fordert nun seinerseits 17 Millionen Euro Schadenersatz.

Brachte Vural Öger sein Vermögen in Sicherheit?

Der Arrestbefehl ist aus Sicht des Gläubigerunternehmens mehr als angemessen, denn wie der Spiegel berichtet, schaffte Vural Öger in den letzten Monaten einige Vermögenswerte aus seinem Privatbesitz beiseite, indem er sie günstig an Kinder und Freunde abgab. Diese könnten nun zwangsweise rückgängig gemacht werden. Man kann das aber auch ganz anders sehen, denn sämtliche Verkäufe erfolgten vor den Unternehmenspleiten.

Öger verkaufte laut Angaben des Spiegel bereits im November 2015 seine Privatvilla in Hamburg mit 1,6 Millionen Euro angeblich unter Wert an einen langjährigen Freund. Einen Monat später verkaufte er demselben Freund drei Immobilien im türkischen Ferienort Bodrum. Der Geschäftsfreund kaufte Vural Öger außerdem einen Olivenhain und zwei Haine für Zitrusfrüchte und Feigen ab. Weit unter Verkehrswert. Bei der anschließenden Wiederveräußerung erhielten beide den vierzigfachen Wert.

Öger übertrug im Dezember 215 Anteile seiner Investmentfirma an seinen Sohn und verkaufte ein weiteres Grundstück in Hamburg. Angeblich unter Wert veräußerte er außerdem ein Bürogebäude an das Unternehmen eines Geschäftsfreundes. Beiden übertrug er im Folgenden weitere Firmenanteile.

Vural Öger erklärt die eiligen Verkäufe damit, dass er schnell Geld gebraucht habe, um dieses in seine Unternehmen nachzuschießen und den drohenden Konkurs doch noch abzuwenden. Als seinen Fehler sieht er an, zu lange an das Geschäft geglaubt und dadurch ein Vermögen verloren zu haben. Durch die Pleiten sieht er sein Lebenswerk überschattet. Am Ende bleibt Vural Öger ein respektabler Mann, der an eine große Idee geglaubt und alles dafür gegeben hat. Das Scheitern sollte in Deutschland nicht mit einem Makel behaftet sein.

Bild Vural Öger: VOX / Boris Breuer | Eigene Fotomontage