Internationalisierung im Crowdinvesting

Nach Welcome Investment startet nun auch Companisto als zweites deutsches Crowdinvesting-Portal in die Internationalisierung. Es dürfte also mal wieder ein Streit entstehen, wer zuerst da war. Während die eine Plattform sich derzeit aber noch selbst finanziert und der internationale Ansatz noch nicht ganz sichtbar ist, ist die andere schon deutlich weiter. 2014 verspricht in jedem Fall spannend zu werden.

Companisto International

Ausrichtung auf internationale Investoren

Mit Companisto.com gibt es jetzt eine englischsprachige Version der Seite, die sich an internationale Investoren wendet, welche auch bisher schon über die deutschsprachige Seite investieren konnten. Genaugenommen ändert sich also erstmal nichts. Auch die Investmentangebote sind derzeit noch ausschließlich deutsche Firmen, die jetzt jedoch mit einer englischen Profilübersetzung aufwarten können. Mittelfristig möchte Companisto mit der englischen Website sein Profil schärfen als die Plattform, auf der sich Startups mit von Beginn an internationaler Ausrichtung oder Startups, die sich in der Expansion befinden, präsentieren und internationale Investoren und Multiplikatoren finden können. Übersetzt wurden trotzdem auch alle bisherigen Crowdinvesting-Angebote – zumindest teilweise. Bisher sollen User aus 39 Ländern in Companisto-Startups investiert sein. Mit dem Start der englischen Seite sollen es nun 41 Länder sein, die Companisto bedient. Für einen Eintrag als „ international equity-based crowdfunding website“ inklusive Backlink aus der englischsprachigen Wikipedia ist das offenbar schon ausreichend.

Englisch als Universalsprache

Die Strategie setzt klar auf die englische Sprache zur Verständigung und verzichtet komplett auf die jeweiligen Landessprachen (außer natürlich Deutsch). Wie gut dies insbesondere hinsichtlich der komplizierten Rechtstexte funktionieren kann, wird die Zeit zeigen. Die typischen Companisten sind anders als die Seedmatch- oder Innovestment-Investoren aber mehr Supporter und weniger professionellen Investoren. Das kann an diesem Punkt pro- aber auch kontraproduktiv sein. Die Sinnhaftigkeit dessen, dass sogar User-Kommentare ins Englische übersetzt wurden, darf ebenfalls bezweifelt werden.

Die Fokussierung auf Englisch könnte ein Anzeichen dafür sein, dass sich der Expansionsfokus zunächst auch stark auf Großbritannien ausrichtet. Gerade dort ist jedoch die Rechtslage und Förderfähigkeit von Crowdinvestings durch Steuervergünstigungen besonders weit fortgeschritten, so dass es schwer wird, gegen die einheimischen Plattformen zu bestehen. Andererseits ist Englisch nun mal die Universalsprache in Europa und viele Europäer sind an Kickstarter aus den USA gewöhnt. Der typische Crowdfunder, der auch mal bei Kickstarter eine Kampagne unterstützt, hat damit sicherlich weniger Probleme als der Crowdinvestor, der auf eine Geldanlage aus ist. Wird man sich aber mit Englisch gegen ein französisches Anaxago durchsetzen können?

Herausforderungen der Internationalisierung

crowdinvesting-europa

Eine weitere Herausforderung für Plattform und Startups auf dem heterogenen europäischen Markt wird der Bereich Investor Relations mit seinen streng regulierten Berichtspflichten sein. Gerade das besondere Rechtskonstrukt von Companisto, welches die Beteiligungen poolt, dürfte hierbei gegenüber den Startups jedoch der Motor hinter der Internationalisierung sein. Bei Companisto sind die Companisten nicht unmittelbar sondern nur mittelbar über Companisto an „ihren“ Unternehmen beteiligt. Ein hervorragendes Setup, um auch internationale Unternehmen auf die Plattform zu bringen und, das muss man dazu sagen, ein Setup, mit der Marktführer Seedmatch und die andere große Plattform Innovestment schlichtweg nicht mithalten können. So ist es kein Wunder, dass Seedmatch derweil in den Bereich Green Crowdinvesting vertikalisiert und keinerlei Anstalten zur Internationalisierung zeigt.

Vielleicht ist die Internationalisierung bei Companisto auch eine Reaktion auf die schwedische Plattform FundedByMe, die gerade mehr schlecht als recht auf den deutschen Markt drängt und ebenfalls von der Presse gefeiert wird. Da macht es Sinn, ein deutsches Gegengewicht zu setzen. Startnext, die neben Crowdfundings auch immer mehr Crowdinvestings anbieten, sind übrigens schon lange mehrsprachig unterwegs. Letzendlich interessiert es auch niemanden, ob Companisto, Startnext oder Welcome Investment als erstes internationalisiert haben. Der Kampf ums europaweite Crowdinvesting ist schon lange eröffnet und nun endlich spielen dabei auch deutsche Plattformen eine Rolle.